In der Wüste sprachen die Israeliten: Mose sprach zu Ich-bin-da: Ich-bin-da sprach zu Mose: Mose ging hinaus und redete zum Volk Ich-bin-da's Rede.
Er holte zusammen siebzig Männer von den Ältesten des Volkes,
er stellt sie rings um das Zelt. Zwei Männer waren im Lager geblieben, Mose aber sprach zu ihm: Aus Bemidbar (Numeri) 11 |
Die biblische Erzählung versetzt uns in die Zeit der Wüstenwanderung Israels. Gott hat sein Volk durch Mose aus Ägypten befreit, wo sie als Sklaven geknechtet waren. Ein tragbares Heiligtum begleitet sie auf ihrem Weg: das Zelt-der-Begegnung. In ihm ist eine Lade mit dem Wort, das Gott am Sinai zum Volk spricht: Ani Adonai Elohenu Ich bin Ich-bin-da dein Gott. Die Decke dieser Lade ist Gottes leerer Thron, von hier aus spricht Gott zu Mose: "Hier werde ich dir begegnen" (Exodus 22,25). Im Zelt-der-Begegnung, dem tragbaren Heiligtum, geht Gott mit den Weg durch die Wüste. Dem Volk aber wird der Preis der Freiheit zu groß und der Weg durch die Wüste zu lang. In der Wüste verklärt sich die Sklavenvergangenheit in ein Schlaraffenland voller Fleischtöpfe. Mose wird die Führung des Volkes zur Aufgabe, die ihm zu schwer ist. Er hält Gott vor: Du bist doch die Mutter dieses Volkes, du hast sie geboren, nicht ich. So gewährt Gott ihm, er solle mit siebzig ausgewählten Israeliten aus dem Lager hinausgehen und zum Zeltheiligtum kommen. Dort werde Gottes Geist, der auf Mose ruht, auch über diese kommen, damit sie Mose in seiner Aufgabe unterstützen können. Siebzig Männer und Mose, die miteinander Gottes mütterliche Sorge für sein Volk teilen sollen! Aber da geschieht etwas Überraschendes. Zwei von den Siebzig hatten das Lager nicht verlassen. Da ergreift der Geist Gottes sie mitten unter den Wohnzelten und versetzt sie in prophetische Ekstase. Die Nachricht davon spricht sich schnell herum von den Zelten bis zum Heiligtum. Als Josua, der Knecht des Mose, davon erfährt, reagiert er ungehalten. In der Begeisterung der beiden Männer im Lager sieht er nur eine Störung der Ordnung. Sie bricht mit der Trennung zwischen Heiligtum und Alltagswelt; sie bricht mit der Trennung zwischen Volk und Ältesten. Vielleicht hat Josua auch gedacht: Diese Begeisterung ist eine Gefahr für die besondere Autorität des Mose und für meine. Das Verblüffende ist die Antwort des Mose. Mose nämlich gibt Josua nicht recht. Er will nicht verhindern, dass sich die beiden im Lager genauso vom Geist ergriffen zeigen wie die anderen im Heiligtum. Stattdessen weist Mose Josua zurecht: "Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde, wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte". Anders als Josua durchschaut Mose den Zusammenhang zwischen Fleischtöpfen und Freiheit, zwischen Geist Gottes und Dienst. Die Antwort des Mose ist ein wirklich frommer Wunsch! Es ist der Wunsch, dass im ganzen Gottesvolk Pfingsten anbricht.
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