Du wirst unter den Singenden sein



Gott schuf den Himmel und die Erde, wie es heißt:
"Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde" (Genesis 1,1)
und "Vorzeiten hast du der Erde Grund gelegt,
die Himmel sind das Werk deiner Hände" (Psalm 102,26).
Im gleichen Augenblick erschuf er sie beide,
keines von beiden hatte den Vorzug.
Deshalb heißt es:
"Himmel und Erde sollen ihn rühmen" (Psalm 69,3).
Denn es waren ihm beide gleich lieb.

Die Himmel sangen und rühmten die Ehre Gottes,
wie es heißt:
"Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes" (Psalm 19,2).
Die Erde aber war betrübt und weinte
und sprach vor dem Herrn der Welt:

O Herr der Welt!
Die Himmel weilen in deiner Nähe
und ergötzen sich am Glanz deiner Herrlichkeit.
Auch werden sie von deinem Tisch gespeist
und nimmer kommt der Tod in ihr Reich:
Daher singen sie!
Mich aber hältst du fern von dir,
meine Speise gabst du in des Himmels Hand,
und was auf mir ist, ist dem Tod versprochen.
Wie sollte ich da nicht weinen?

Da sprach der Herr:
Es soll dir nicht bange sein,
du Erde,
dereinst wirst auch du unter den Singenden sein,
und deine Lobgesänge
werden von deinem Ende erschallen.

aus der jüdischen Überlieferung


Als Jesus Christus
unsere Menschennatur annahm,
geboren als Mensch unter Menschen,
hat er in die Verbannung dieser Erde
jenen Gesang mitgebracht,
der in den Wohnungen des Himmels
durch alle Ewigkeiten klingt.
Die aus dem Staub der Erde Geschaffenen
schart er um sich,
um mit ihnen gemeinsam,
diesen göttlichen Lobgesang zu singen.
nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil


© Ulrich Sander, Frankfurt am Main 2000