Worin noch niemand war



Am zweiten Adventssonntag 2000 erinnert die christliche Kirche an die Hoffnung der Gemeinde Israel auf die Heimkehr aus der Zerstreuung des Exils: Der Weg Gottes (Jesaja 40,3-4) und der Weg seines Volkes (Baruch 5,7) verschmelzen in der Heimkehr nach Jerusalem, der "Stadt des Friedens".
Exil und Entfremdung, Heimkehr und Ankunft: die Sehnsucht nach dem, "das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat" (Ernst Bloch).
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.
Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt,
daß ihr Frondienst zu Ende geht,
daß ihre Schuld beglichen ist;
denn sie hat die volle Strafe erlitten
von der Hand des Herrn für all ihre Sünden.

Eine Stimme ruft:
Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste!
Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott!
Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.

Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda: Seht, da ist euer Gott!
Seht, er bringt seinen Siegespreis mit:
Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her.
Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide,
er sammelt sie mit starker Hand.
Die Lämmer trägt er auf dem Arm,
die Mutterschafe führt er behutsam.

Aus dem Buch des Propheten Jesaja
Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe!
Schau nach Osten, und sieh deine Kinder:
Vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang
hat das Wort des Heiligen sie gesammelt.
Sie freuen sich, daß Gott an sie gedacht hat.
Denn zu Fuß zogen sie fort von dir,
weggetrieben von Feinden;
Gott aber bringt sie heim zu dir,
ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte.

Denn Gott hat befohlen:
Senken sollen sich alle hohen Berge und die ewigen Hügel,
und heben sollen sich die Täler zu ebenem Land,
so daß Israel sicher dahinziehen kann
unter der Herrlichkeit Gottes.

Wälder und duftende Bäume aller Art
spenden Israel Schatten auf Gottes Geheiß.
Denn Gott führt Israel heim in Freude.

Aus dem Buch des Propheten Baruch


© Ulrich Sander, Frankfurt am Main 2000