Es ist überliefert, daß zur Zeit, als Nikolaus Bischof von Myra in Lykien war, eine bittere Hungersnot
die Stadt heimsuchte. Der Bischof erfuhr, daß im Hafen der Stadt Schiffe mit großen Mengen Getreides
angelegt hatten, und beschwor die Besatzung der Schiffe, mit ihrer Ladung das Leben der Stadt und ihrer Bewohner zu retten.
Die Schiffsleute aber zögerten, von dem Getreide abzugeben, da es sich um genau abgewogene Mengen für die kaiserlichen
Scheuern in Konstantinopel handelte. Als der Bischof versprach, daß sie an ihrer Hilfe selbst keinen Schaden nähmen,
willigten sie ein und leisteten die erbetene Hilfe. Die Legende erzählt, daß das geteilte Korn den Einwohnern
von Myra zwei Jahre zum Überleben reichte und als Saatkorn von neuem aufging. Und sie erzählt, daß den Schiffsladungen nichts an Gewicht fehlte,
als sie die kaiserliche Hauptstadt erreichten.
© Ulrich Sander, Frankfurt am Main 2000