Erwartung der Ankunft Gottes



Der Monat Ramadan ist die Zeit, in der Muslime sich durch das Fasten des Leibes reinigen sollen, um ihre Herzen auszurichten auf Gott.
Der islamische Dichter Abu Said-i Abu'l Khair aus dem elften Jahrhundert chr. Z. erzählt ein Gleichnis von der Erwartung Gottes und der Sehnsucht des Menschen.

Wenn Gott, als er die Welt schuf, keine Geschöpfe darin geschaffen hätte; und wenn Er sie daraufhin von Ost bis West und von der Erde bis zum Himmel mit Hirse gefüllt hätte; und wenn Er dann einen einzigen Vogel erschaffen und ihn geheißen hätte, alle tausend Jahre ein Hirsekorn zu essen; und wenn Er danach einen Menschen erschaffen hätte und in seinem Herzen die Sehnsucht nach Gott entfacht und ihm gesagt hätte, daß er sein Ziel nicht erreichen werde, solange dieser Vogel auch nur ein einziges Hirsekorn in der ganzen Welt übriggelassen habe, und daß bis dahin diese brennende Qual der Liebe andauere - auch dann, so denke ich, wäre das immer noch etwas, das bald ein Ende nähme.
Abu Said-i Abu'l Khair


© Ulrich Sander, Frankfurt am Main 2000