Die Nacht der Christgeburt von Geertgen tot Sint-Jans

Die Darstellungen der Christgeburt leben von der Symbolik des Dunkels und der Nacht und des aufstrahlenden Lichtes. Sie hat der Maler Geertgen tot Sint-Jans (Gerard de Saint-Jean, 1460-1490) in seinem Gemälde der Christnacht eingefangen.

 


In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum erstenmal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.
Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.

Aus dem Lukasevangelium

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Lobt Gott, ihr Christen alle gleich / in seinem höchsten Thron, / der heut schleußt auf sein Himmelreich / und schenkt uns seinen Sohn.

Er kommt aus seines Vaters Schoß / und wird ein Kindlein klein, / er liegt dort elend, nackt und bloß / in einem Krippelein.

Er äußert sich all seiner Gwalt / wird elend und gering / und nimmt an sich eins Knechts Gestalt / der Schöpfer aller Ding.

Er wechselt mit uns wunderlich / Fleisch und Blut nimmt er an / und gibt uns in seins Vaters Reich / die klare Gottheit dran.

Er wird ein Knecht und ich ein Herr / das mag ein Wechsel sein / Wie könnt es doch sein freundlicher / das herze Jesulein?

Nikolaus Herrmann (1480-1561)

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Es geht eigentlich darum, daß Jesus Christus dargestellt wird, wie er vor 1800 Jahren ging und stand und lebte. ... Es steht mit Jesus Christus anders als mit einem Menschen. Dieser lebte vielleicht verachtet, gering geschätzt, in Niedrigkeit, Verkennung, dann starb er, und man entdeckte, daß etwas Großes an ihm war, und so ist er nun dieses Große. Man fragt nun nicht mehr nach seiner Niedrigkeit, und pfeift darauf, sie hat höchstens geschichtliche Bedeutung, er ist und bleibt nun das Große, das er war. Das will heißen, die Niedrigkeit gehört ihm nicht wesentlich zu.
Anders mit Jesus Christus. Er ist das Paradox, die Niedrigkeit gehört ihm unbedingt wesentlich zu, er ist eben jene paradoxe Zusammensetzung von Gott - und einem geringen Menschen.
Aber so tut man nicht. Man betrachtet Jesus Christus als einen großen Mann, der verkannt gelebt hat, solange er lebte, aber nach seinem Tode etwas Großes wurde, und dafür wird er nun gehalten. Aha! Schau, deshalb ist das ganze Christentum Geschwätz. Alle Gefahr beim Christentum ist weggenommen, es ist Tändelei und geschwätziger Trost und dergleichen.

Sören Kierkegaard (1813-1855)

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Maria durch ein Dornwald ging / Kyrie eleison / Maria durch ein Dornwald ging / der hat in sieben Jahr kein Laub getragen / Jesus und Maria.

Was trug Maria unter ihrem Herzen? / Kyrie eleison / Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, / das trug Maria unter ihrem Herzen. / Jesus und Maria.

Da haben die Dornen Rosen getragen / Kyrie eleison / Als das Kindlein durch den Wald getragn / da haben die Dornen Rosen getragn. / Jesus und Maria.

Hessische Volksweise

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Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,

Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke

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Die Nacht ihrer ersten Geburt war
Kalt gewesen. In späteren Jahren aber
Vergaß sie gänzlich
Den Frost in den Kummerbalken und rauchenden Ofen
Und das Würgen der Nachgeburt gegen Morgen zu.
Aber vor allem vergaß sie die bittere Scham
Nicht allein zu sein
Die dem Armen eigen ist.
Hauptsächlich deshalb
Ward es in späteren Jahren zum Fest, bei dem
Alles dabei war.
Das rohe Geschwätz der Hirten verstummte.
Später wurden aus ihnen Könige in der Geschichte.
Der Wind, der sehr kalt war
Wurde zum Engelsgesang.
Ja, von dem Loch im Dach, das den Frost einließ, blieb nur
Der Stern, der hineinsah.
Alles dies
Kam vom Gesicht ihres Sohnes, der leicht war
Gesang liebte
Arme zu sich lud
Und die Gewohnheit hatte, unter Königen zu leben
Und einen Stern über sich zu sehen zur Nachtzeit.

Bertolt Brecht

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Und von allen Sternen nieder
strömt ein wunderbarer Segen,
daß die müden Kräfte wieder
sich in neuer Frische regen,
und aus seinen Finsternissen
tritt der Herr, so weit er kann,
und die Fäden, die zerrissen,
knüpft er alle wieder an.

Christian Friedrich Hebbel

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In dieser Nacht
verließen die Sterne ihre angestammten Plätze
und zündeten Lärmfeuer an
überschallschnell

In dieser Nacht verließen die Hirten
ihre Arbeitsstellen
und schrien sich in die verkrusteten Ohren
die neuen Parolen

In dieser Nacht
verließen die Füchse die wärmenden Höhlen
und der Löwe wiegte den Kopf
"das ist das Ende
die Revolution"

In dieser Nacht
liefen die Rosen der Erde davon
und fingen das Blühen an im Schnee

Dorothee Sölle

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Es ist ein Ros entsprungen / aus einer Wurzel zart, / wie uns die Alten sungen, / von Jesse kam die Art, / und hat ein Blümlein bracht / mitten im kalten Winter / wohl zu der halben Nacht.

Das Röslein, das ich meine, / davon Jesaja sagt, / ist Maria, die Reine, / die uns das Blümlein bracht. / Aus Gottes ewgem Rat / hat sie ein Kind geboren, / welches uns selig macht.

Das Blümelein so kleine, / das duftet uns so süß, / mit seinem hellen Scheine / vertreibts die Finsternis, / wahr Mensch und wahrer Gott, / hilft uns aus allem Leide, / rettet vor Sünd und Tod.



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ADESTE FIDELES LAETI TRIUMPHANTES VENITE VENITE IN BETHLEHEM NATUM VIDETE REGEM ANGELORUM VENITE ADOREMUS VENITE ADOREMUS VENITE ADOREMUS DOMINUM

Viens, peuple fidèle, entends la nouvelle: Dans l'humble bourgade naquit ton roi! Vers cet enfant salué par les anges, s'élèvent tes louanges, s'élèvent tes louanges, s'élèvent tes louanges: Il vient pour toi!

Nun freut euch, ihr Christen, singet Jubellieder, und kommet, o kommet nach Betlehem. Christus, der Heiland, stieg zu uns hernieder. Kommt, lasset uns anbeten, kommt, lasset uns anbeten, kommt, lasset uns anbeten den König den Herrn.

O come, all ye faithful, joyful and triumphant, Come ye, O come ye, to Bethlehem. Come and behold Him, born the King of angels. O come, let us adore Him, O come, let us adore Him, O come, let us adore Him, Christ the Lord.

Abbé Borderies (1790)



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Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.

Alles ist durch das Wort geworden,
und ohne das Wort wurde nichts,
was geworden ist.

In ihm war das Leben,
und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht leuchtet in der Finsternis,
und die Finsternis hat es nicht erfaßt.

Das wahre Licht,
das jeden Menschen erleuchtet,
kam in die Welt.
Er war in der Welt,
und die Welt ist durch ihn geworden,
aber die Welt erkannte ihn nicht.
Er kam in sein Eigentum,
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Allen aber, die ihn aufnahmen,
gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,
allen, die an seinen Namen glauben,
die nicht aus dem Blut,
nicht aus dem Willen des Fleisches,
nicht aus dem Willen des Mannes,
sondern aus Gott geboren sind.

Und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt,
und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,
die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,
voll Gnade und Wahrheit.

Niemand hat Gott je gesehen.
Der Einzige, der Gott ist
und am Herzen des Vaters ruht,
er hat Kunde gebracht.

Aus dem Prolog des Johannesevangeliums

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Eine Weihnachtspredigt finden Sie [hier]